Film – Episode – Gegenwart. Zur Aktualität episodischer Erzählweisen im Spielfilm (Arbeitstitel)
Annabel Müller
Das gegenwärtige Unterhaltungskino scheut sich nicht, verspielte, fragmentierte und verschachtelte Geschichten zu erzählen. Vor allem seit den 1990er-Jahren ist eine Zunahme an nonlinearen, verwobenen Narrationen zu beobachten. Das Dissertationsprojekt befasst sich deshalb mit episodisch erzählten Filmen und fragt nach der Aktualität der episodischen Form. Wie hängen episodische Erzählweisen mit unseren Erfahrungen und Handlungen zusammen? Ist der episodische Film ein geeignetes Mittel um heute Geschichten zu erzählen?
Auf der Suche nach dem Episodischen im Film zeigt eine Bestandsaufnahme filmischer Werke mit Episodencharakter eine breite Vielfalt auf. Im Dissertationsprojekt wird mittels narratologischer Betrachtungen episodischer Erzählstrategien eine Typologisierung vorgenommen. Besonderes Augenmerk richtet das Forschungsvorhaben auf die Charakteristika des episodischen Films - filmanalytische Untersuchungen machen wiederkehrende Muster und Motive erkennbar. Diskontinuität, Fragmentierung, Gleichzeitigkeit, Vernetzung, Multiperspektivität und Variantenspiele werden als Eigenschaften des episodischen Films begriffen und näher in den Blick genommen sowie im nächsten Schritt auf konkrete Berührungspunkte mit Gegenwartsphänomenen hin überprüft. Dabei geht es um eine Engführung des episodischen Erzählens mit soziokulturellen und medientechnologischen Entwicklungen: Wie werden Kommunikationsformen, Wahrnehmungs- und Denkweisen der Gegenwart, welche vor allem durch Globalisierungstendenzen, Digitalisierung und neue Medien geprägt sind, im narrativen Kino verhandelt?
Das Ziel des Forschungsvorhabens besteht darin, das Episodische als eine spezifische filmische Form der Gegenwart herauszuarbeiten und den zeitgenössischen episodischen Film als Reflexionsmedium von lebensweltlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte sichtbar zu machen.