Authentisch Leiden Mediale Formatierungen der Un-/Glaubwürdigkeit in Fällen sexualisierter Gewalt
Louise Haitz
Authentisch Leiden
Mediale Formatierungen der Un-/Glaubwürdigkeit in Fällen sexualisierter Gewalt
Das Dissertationsprojekt nimmt die medialen Verhandlungen von sexualisierter Gewalt in den Blick. Dabei liegt der Fokus auf der Herstellung von Un-/Glaubwürdigkeit: wer ist ein un-/glaubwürdiges Opfer?; wer ist glaubwürdig betroffen?, welche Taterzählung wird (nicht-)geglaubt?, welche soziale Reaktion (Strafe? Milde? Zweifel?) wird für angemessen befunden? Hierbei wird untersucht, welche Akteure und Autoritäten die Stelle der Glaubwürdigkeit besetzen und welche Macht/Wissen-Relationen den Rahmen setzen, in dem eine Aussage als wahr und ein Subjekt als glaubwürdig in Erscheinung treten. Das heißt, die Frage der Glaubwürdigkeit wird in der Dissertation nicht beantwortet werden, sondern als Dispositiv begriffen und beschreibbar gemacht. Die medienwissenschaftliche These der Dissertation ist, dass die medialen Spezifika, das heißt Ästhetiken, Formate und Diskursordnungen bedingen wer glaubwürdig ist und wer nicht und damit bestimmen, wie in der heutigen Gesellschaft (in AT und BRD) mit der Realität von sexualisierter Gewalt umgegangen wird. Für die Analyse spielen hier etwa der Stil des Dokumentarischen auf Bildebene; mediale Verfahren, die Nähe und Distanz herstellen (Kameraeinstellung, Sound); die narrative Strukturierung der Vermittlung von Ereignissen etc. eine Rolle. Die medienspezifische Installation von Autoritäten und Macht/Wissen-Relationen als bedingender Rahmen der Un-/Glaubwürdigkeit wird mithin grundlegend als Effekt medialer Verfahren begriffen, die dispositiv- und medienanalytisch untersucht werden können. Die Dissertation wird verschiedene mediale Formate der Verhandlung sexualisierter Gewalt bearbeiten, die die Un-/Glaubwürdigkeit formatieren. Darunter fallen die TV-Talkshow, der Web-Blog und Selbsthilfepodcast, sowie der narrative und der dokumentarische Film.