Affekt, Genuss und das Problem der Mentalisierung

Autor(en)
Reinhold Görling
Abstrakt

Es wird in der kritischen Diskussion wohl öfter von einer Affektpolitik gesprochen, die den rechten Populismus charakterisiere, doch selten wird das mit der Sexualisierung des politischen Raumes verbunden. Diese prägt entscheidend die Dynamik von Distanz und Nähe, welche der offensiven Missachtung der Forderung nach political correctness, der öffentlichen Intimität und den Inszenierungen von Tabuüberschreitungen zugrunde liegt. Sie schaffen einen Affekt einer Gemeinschaft, die sich gegenüber eine als Unordnung phantasierten Welt abschließt. ‚The world is a mess‘, wie Trump formuliert. Ihr gegenüber erscheint ein Diskurs der Willkür und der Unberechenbarkeit als Ermächtigung. Dieser inszeniert sich als immer wieder neue Überschreitung von Grenzen, eine Auseinandersetzung mit der Welt und ihren Objekten wäre für den Genuss, den dies ermöglicht, nur hinderlich. Mit Hilfe des Fetischs der fake news werden Überschreitung und Verleugnungen zugleich ins Werk gesetzt. Dem folgt eine Inszenierung von Ausstellung der Gewalt und Verbergung des Genusses. Die Dynamik untergräbt das Vertrauen in die Welt, den epistemic trust (Fonagy), und verhindert die Möglichkeit der Mentalisierung, also der Fähigkeit, die eigenen Handlungen und die anderer als Ausdruck von Gefühlen, Wünschen und Gedanken zu verstehen, die von der Welt unterschieden sind.

Organisation(en)
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Seiten
169-186
Anzahl der Seiten
17
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-476-04976-6
Publikationsdatum
10-2019
Peer-reviewed
Ja
ÖFOS 2012
501017 Psychoanalyse, 504018 Kultursoziologie, 501021 Sozialpsychologie, 508020 Politische Kommunikation
Link zum Portal
https://ucrisportal.univie.ac.at/de/publications/dd866630-f960-448a-9f63-06e2fa7fff76