Tricky Women: Intergenerationales Trauma im Animationsfilm. Abend II: Staatliche Repression

12.05.2022 19:00

 

Screening der beiden Animationsfilme Freedom Swimmer und Meneath: The Hidden Island of Ethics sowie Diskussion mit Helga Klug und Melanie Letschnig. Moderation: Daniela Finzi (in deutscher Sprache)

Ort: Lesesaal der Bibliothek der Psychoanalyse im Sigmund Freud Museum (Berggasse 19, 1090 Wien)

Anmeldung erforderlich: Für die Teilnahme vor Ort registrieren Sie sich bitte unter https://www.freud-museum.at/de/detail/tricky-women-staatliche-repression.

 

Im Animationsfilm verdichtet sich Alltägliches mit Surrealem. Auch sperrige Themen lassen sich verdichtet auf den Punkt bringen, Strukturen werden aufgebrochen und neu zusammengesetzt, diskursive Möglichkeitsräume eröffnet, neue Handlungsoptionen und -räume geschaffen und andere Sichtweisen nähergebracht. Gerade bei Themen, die oft kaum in Worte zu fassen sind, kann die Animation mit ihrer enormen Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten unser Vokabular erweitern: Animationsfilm macht das Unsagbare sagbar.

Gewalt gedeiht in der Stille. Indem wir das kollektive Trauma aus der Unsichtbarkeit holen, beseitigen wir das mächtige Tabu, darüber zu sprechen. Die Filme und Diskussionen setzen sich mit der Symbiose zwischen politischen und zwischenmenschlichen Ursachen von Trauma auseinander: vom Mikrokosmos der Familie bis zum Makrokosmos des Staates.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen Tricky Women/Tricky Realities Animationsfilmfestival und dem Sigmund Freud Museum.

 

Melanie Letschnig, Mag. Dr., Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft mit Schwerpunkt Volkskunde an der Universität Wien, 2017 Promotion mit einer Arbeit zu Explosionen in höfischer Festkultur, Blumenstillleben und Kino. Lehrt Filmtheorie und -analyse ebendort. Ausbildung zur Trainerin für DaF/DaZ am bfi Wien, wo sie seit 2018 unterrichtet. 

Helga Klug, MMag. Dr., Psychoanalytikerin, Lehranalytikerin, Supervisorin und Lektorin an der SFU Wien. Forschungsschwerpunkte: psychoanalytische Gesellschaftskritik, Literatur und Psychoanalyse, Intersubjektivitätstheorien. 2021 gab sie mit Markus Brunner und Julia Skip-Schrötter den Sammelband Zum Unbehagen in der Kultur. Psychoanalytische Erkundungen der Gegenwart im Psychosozial-Verlag heraus.

 

Zu den Filmen

Freedom Swimmer

Olivia Martin-McGuire, F/AU 2021, 15 Minuten

Olivia Martin McGuire zieht Parallelen zwischen der Flucht eines Großvaters während der Kulturrevolution und dem Freiheitskampf seiner Enkelin im heutigen Hongkong.  Durch die Verflechtung von schonungslosen Berichten über die Flucht des Großvaters vom chinesischen Festland, animierten Nachstellungen der gefährlichen Flucht nach Hongkong auf dem Land- und Seeweg und lebhaftem, eindrucksvollem Archivmaterial sowohl über das China der Mitte des 20. Jahrhunderts als auch über die Proteste in Hongkong heute wird Freedom Swimmer zu einem fesselnden Bericht über den Kampf ums Überleben und Traumata über Generationen hinweg.

Filmtrailer

 

Meneath: The Hidden Island of Ethics

Terril Calder, Canada 2021, 19 Minuten, englische OF

In der düsteren Atmosphäre einer Theaterszenerie aus flächiger und plastischer Stop-Motion-Animation entspinnt sich ein Dialog zwischen Jesus und Nokomis, einer Sagenfigur der nordamerikanischen Anishinabe. Und ein Métis-Mädchen spürt dem tiefen Riss in ihrer Identität nach. Den sieben Todsünden stellt Nokomis sieben heilige Lehren entgegen. In einem kathartischen Akt der Selbstfindung richtet Terril Calder erneut den Blick auf die Wunden kolonialer Geschichte. (Katalog Berlinale)

Filmtrailer

 

Die nächste Veranstaltung von Tricky Women/Tricky Realities in Kooperatioin mit dem Sigmund Freud Museum findet am 23. Juni 2022 mit Melanie Letschnig und Jeanne Wolff Bernstein statt (TBA).

© Tricky Women/Tricky Realities