Theaterkünstler*innen!

15.04.2024

Neu auf tfmlog: Studentische Beiträge zur feministischen (Theater)historiografie im digitalen Raum.

Theaterkünstler*innen! tfmlog-Journal über feministische Geschichtsarbeit.

Frauen*, ihre Lebens- und Berufswege, sind in historischen wie gegenwärtigen Lexika weiter unterrepräsentiert. Annahmen über Gesellschaft, Aussagen über Normen und Werte folgen ebenso einem hegemonialen Ideal (weißer) Männlichkeit. Zugleich sind auch unsere Archivpraktiken und die Aussagen, die wir über Vergangenheit (für die Zukunft) treffen, geschlechtlich geprägt. Was in Archiven lagert, was beforscht, erzählt und inzwischen auch digital weitererzählt wird, ist Ergebnis vergangener Entscheidungen. Diese Befunde sind Anlass und Ausgangspunkt des Seminars Theaterkünstler*innen, das uns in Kooperation mit der Wienbibliothek in deren Sammlungen im Rathaus führte.

Die Teilnehmer*innen forschten dort einzeln oder im Team zu ausgewählten historischen Persönlichkeiten und ließen ihre Ergebnisse in Online-Personeneinträge des Wien Geschichte Wiki münden. Nach dem Vorbild feministischer Edit-a-tons (z.B. Art-Feminism, 2014; Who knows his_story?, 2016) entstanden so neue Personeneinträge, aber auch Erweiterungen, Korrekturen oder Änderungen zu bestehenden Einträgen im Sinn einer kulturellen Überschreibung patriarchaler Erzählweisen im digitalen Raum.

(Theater)geschichtsschreibung aus der Gegenwart und im Austausch zwischen analogen wie digitalen Mitteln hieß so also ein stetiges Ein- und Überschreiben von bereits bestehenden Annahmen, deren Überprüfung und – nicht zuletzt – die kritische Reflexion der Archivlogiken, der wissenschaftlichen Praktiken und besonders der digitalen Infrastrukturen, mit und in denen wir inzwischen Geschichte verwalten, erinnern und schreiben.

Entstanden sind so Wiki-Einträge zu Theaterfrauen* um 1900 und Reflexionen über die eigene Geschichtsarbeit von Studierenden des tfm.

Die Ergebnisse können ab sofort auf tfmlog nachgelesen werden:

https://tfmlog.univie.ac.at/theaterkuenstlerinnen/

LV-Leitung: Theresa Eisele. In Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus (Evelyne Luef, Katharina Prager, Katrin Kühnert).

Im CAHJP-Archiv in Jerusalem lagert eine Fotografie von Adele Sandrock, auf deren Rückseite ein misogyner Spruch über Sandrock geschrieben wurde. Wir finden: Adele Sandrock rollt zurecht bereits vorsorglich ihre Augen darüber! Foto: Theresa Eisele.