Experimentierfeld Vergnügungskultur. Ästhetik und Geschichte theatraler Unterhaltung in Europas Metropolen, 1860–1930 (Arbeitstitel)

Eva Krivanec

Das Projekt "Experimentierfeld Vergnügungskultur" setzt sich zum Ziel, eine Geschichte der frühen populären Unterhaltungsgenres auf den Bühnen der europäischen Metropolen mit Blick auf ihre Ästhetik zu schreiben, ohne dabei ihre gesellschaftliche und politische Dimension aus den Augen zu verlieren. Die grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen, die zur Entstehung moderner Vergnügungs­kultur in Europa geführt haben, sind leicht zu benennen: die industrielle Revolution und in ihrer Folge die rasante Urbanisierung. In den europäischen Metropolen bildete sich ein Massen­publikum heraus, das von einem immer vielfältigeren Angebot an Unterhaltung angesprochen werden sollte. Konnten die kommerziellen Genres theatraler Unterhaltung – so paradox es klingen mag – einen Raum für das Erproben neuer künstlerischer Formen bieten? Die Geschichte der populären Theatergenres – Variété, Revue, Zirkus, Kabarett, aber auch Schwänke, Operetten oder Sensationsstücke – ist im Hinblick auf ihre spezifischen Ästhetiken noch nicht ausreichend unter­sucht worden. Die transnationale Perspektive des Projekts ermög­licht einerseits, die rasche internationale Zirkulation von Stücken, Ideen und Produk­tionen, sowie die Mobilität der Theaterleute selbst zu untersuchen, und andererseits lokale Spezifika und interna­tionale Gemeinsamkeiten der populären Theater­genres zu analysieren. Das Projekt kombiniert historische Grundlagenforschung mit ästhetischer Analyse, die in drei Schritten, zunächst für einzelne Aufführungen, Künstler/innen oder Theater erstellt werden soll, dann in einem Vergleich über nationale und Genre-Grenzen hinweg, und schließlich in eine historiogra­phische Einordnung und Einbettung in den lokalen und zeitlichen Kontext münden soll.