Sammlungsideologie und Geschichtsschreibung. Forschungsgeleitete Digitalisierung theaterhistorischer Materialien des „Zentralinstituts für Theaterwissenschaft" 1943–45
Projektleitung: PD, Mag. Dr. Birgit Peter
Team: Louise Hartmann, BA, Mag. Dr. Klaus Illmayer, Janina Piech, BA MA, Mag. Sara Tiefenbacher
Kooperationspartnerinnen: Mag. Dr. Martina Cuba, MSc (Fachbereichsbibliothek TFM), Mag. Claudia Feigl, MAS (Sammlungsbeauftragte der Universität Wien, DLE Bibliotheks- und Archivwesen)
Laufzeit: 02.11.2017–01.05.2022
Fördergeber: FWF
Projektbeschreibung:
Durch das Projekt „Sammlungsideologie und Geschichtsschreibung. Forschungsgeleitete Digitalisierung theaterhistorischer Materialien des `Zentralinstituts für Theaterwissenschaft´ 1943-1945“ soll die Sammlungsstruktur des Archivs des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft erforscht und ein best practice für forschungsleitete Digitalisierung entwickelt werden. Anhand der Sammlungsstruktur lässt sich die Intention der Sammlerpersönlichkeit herausarbeiten und damit die Fragestellung beantworten, was als historisch bedeutsam und als relevant für die Theatergeschichtsschreibung betrachtet wurde. Es wird davon ausgegangen, dass die Untersuchung der Geschichte einer spezifischen Sammlung deren Aufbau und Fortführung erklärt. Das Projekt untersucht eine Sammlungsstruktur auf ihre ideologischen Implikationen. So war der Institutsgründer, Heinz Kindermann (1894-1985), ein NS-Ideologe und seine Bestrebungen nach dem Aufbau einer Theatersammlung standen im Einklang mit seinem Führungsanspruch für das theaterwissenschaftliche Fach im Großdeutschen Reich. Insbesondere für Sammlungen, die im Nationalsozialismus angelegt wurden, ist diese Forschungsarbeit von großer Bedeutung, da hier Fragen nach der Herkunft besondere Dringlichkeit haben. Zudem ist die Geschichte deutschsprachiger Theatersammlungen bisher nur rudimentär erforscht und die Aufarbeitung der Bestände oftmals problematisch oder nicht erfolgt. Exemplarisch werden für dieses Projekt drei Bestände herangezogen: das NS-Bildarchiv, das Zensurarchiv Houben und das Theaterarchiv Leuschke. Diese Bestände befinden sich seit der Gründung 1943 am Institut. Allerdings existieren über den Ankauf keinerlei Unterlagen, was die legitime Erwerbung von beispielsweise jüdischen Schauspielerportraits in Frage stellt. Des Weiteren sind sie in ihrer Form sehr unterschiedlich zu bearbeiten, da es sich um eine Vielzahl verschiedener Archivalientypen handelt. Die Analyse der Sammlungsideologie wird zeitgleich mit einer forschungsgeleiteten Digitalisierung erfolgen. Für die Digitalisierung werden Auswahlkriterien entwickelt, welche sich durch die Kontextualisierung der bei der Bestandserschließung entstandenen Metadaten ergeben. Neben der konservativen Archivarbeit, welche die Sichtung, Ordnung und Erschließung der Bestände umfasst, werden die Bestandslogik und die Bestandsgeschichte durch die Verknüpfung der Bestände mittels digitaler Verfahren erforscht. Hierbei werden die Auswahlkriterien für die Digitalisierung im fachhistorischen Kontext entwickelt. Anhand dieser Auswahlkriterien wird die Entscheidung zur Digitalisierung der einzelnen Archivalien getroffen. Im weiteren Verlauf des Projekts werden diese Kriterien reflektiert und evaluiert, um den Digitalisierungsprozess stetig zu optimieren. Dieses Wechselspiel von Evaluierung und Forschung begleitet das Projekt durchgehend. Ein weiteres Ziel des Projekts stellt die Formulierung dieser Auswahlkriterien als allgemein gültige Best practice für ähnlich strukturierte Sammlungen und Archive dar. Gleichzeitig soll durch das Modell eine digitale Ausstellung entwickelt werden, die am Ende des Projekts online gestellt wird. Hier werden ausgewählte Digitalisate im Kontext mit ihrer Entstehungsgeschichte, Herkunft und Zugehörigkeit zu anderen Archivalien aufgeführt, um Restitutionsfragen im internationalen Kontext zu eröffnen.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: hic.tfm@univie.ac.at
Historiography – Ideology – Collection.
Research-based Digitizing of Historical Theater Material from the "Zentralinstitut für Theaterwissenschaft"
in Vienna 1943–45