Drehbuch schreiben und musikalische Nummern

Projektleitung: Mag. Dr. Claus Tieber
Laufzeit: 1.10.2018–30.09.2022
Fördergeber: FWF Einzelprojekt

 

Projektbeschreibung:

Dem aktuellen Publikumserfolg von Filmen wie La La Land (2016) entspricht auch ein aktueller wissenschaftlicher Diskurs, der sich des Themas der Musiknummer im Film von innovativer Seite annähert und nicht länger Narration und Repräsentation in den Mittelpunkt stellt, sondern nach Affekten, Emotionen, Wiederholung und Abweichung (Deleuze), und Rhythmus forscht. Ein entscheidender Aspekt fehlt jedoch sowohl im aktuellen als auch im klassischen wissenschaftlichen Diskurs: die Rolle der DrehbuchautorInnen und Autoren im Hinblick auf die Frage wie musikalische Nummern geschrieben sind.

Mit Beginn des Tonfilms entwickelte sich das Drehbuch zu einer streng standardisierten Textvorlage: kurze Beschreibungen von Szenen und Settings wechseln sich mit Dialog-Passagen ab. Es gibt kaum Platz für anderes – so scheint es zumindest auf den ersten Blick. Doch das Schreiben von Musiknummern ist eine der wenigen Dinge, die in einem Drehbuch nicht standardisiert sind. Dieses Projekt will die Art und Weise wie Drehbuchautorinnen und Autoren Musiknummern in Drehbücher eingebaut haben untersuchen, und damit deren Anteil an der Gestaltung von Musiknummern in den Mittelpunkt stellen.

Ausgehend von dem Umstand, dass das einflussreiche amerikanische Filmmusicalgenre starke europäische Einflüsse aufweist, werden zwei europäische Migranten als Fallbeispiele im Zentrum meiner Untersuchung stehen: Walter Reisch und Felix Jackson. Als europäische Juden, die vor den Nazis flüchteten und in Hollywood für Filme berühmt wurden, in denen Musiknummern eine zentrale Rolle spielen, repräsentieren beide Drehbuchautoren den europäischen Einfluss auf das amerikanische Filmmusical.

Im Wesentlichen untersucht dieses Projekt die unterschiedlichen Arten wie diese beiden Drehbuchautoren Musiknummern geschrieben und in ihre Drehbücher eingebaut haben, und will auf diesem Weg die Spuren ihres Einflusses zur Wiener Operette und dem österreichischen Stummfilm zurückzuverfolgen. Die Ergebnisse und Erkenntnisse sollen schließlich im Kontext des aktuellen Diskurses interpretiert werden um nachzuweisen, dass Schreiben für den Film aus mehr als nur Handlung und Dialogen besteht.

 

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