Wir gedenken hiermit des am Institut bis 2004 als Universitätsprofessor wirkenden Ulf Birbaumer, der in der vergangenen Woche verstorben ist.
Ab 1965 hat er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und schließlich als Professor über vier Jahrzehnte hinweg das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft mitgeprägt. Dabei verkörperte er, was er als Theaterwissenschaftler mit Theater thematisch in Verbindung brachte: kritischen Geist, Schönheit als soziale Kategorie sowie die Freude am Lachen und am verschmitzten Lächeln. Als Historiker war ihm bewusst, dass Theater im sozialen Fest wurzelt.
Er promovierte zur Comœdie von Joseph Felix von Kurz-Bernardon und habilitierte sich zum nicht-institutionalisierten Theater in Europa nach 1965, indem er sich mit Dario Fo, Augusto Boal und Armand Gatti auseinandersetzte. Er widmete sich dem Werk von Jura Soyfer und war zeitweilig Vorsitzender der internationalen Jura-Soyfer-Gesellschaft. Seine Verbundenheit mit der Romania brachte ihn als Gastprofessor nach Paris und nach Florenz und ließ ihn die internationale Forschungsgruppe „spectacle vivant“ ins Leben rufen. Er propagierte Theaterwissenschaft nicht vom Schreibtisch aus zu betreiben und praktizierte bis zuletzt eine aufrechte politische Haltung. Sein Engagement führte ihn deshalb auch immer wieder von der Universität in die Praxis, wo er als Dramaturg und Theaterkritiker tätig war, und wo er zusammen mit seiner Frau Didi Macher sowie Otto Tausig ab 1979 das Dario Fo-Theater in den Arbeiterbezirken mitbegründete und -gestaltete. Bis ins hohe Alter war er als Herausgeber tätig, er edierte etwa die Briefe von H. C. Artmann an Didi Macher im Mandelbaum Verlag und brachte 2023 im Hollitzer-Verlag „Theatermanifeste aus Österreich 1945–1975“ heraus.
Seine Begeisterungsfähigkeit, Herzlichkeit und Menschlichkeit, mit denen er uns und sicherlich vielen Generationen von Studierenden in Erinnerung bleibt, werden uns fehlen!
25.02.2025
Im Namen aller ehemaligen und derzeitigen Mitarbeiter*innen des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft